Ärzte Zeitung vom 02.07.2009
JÜLICH (dpa). Ein neues Bandscheibenimplantat erspart Patienten die bei herkömmlichen Implantaten notwendige Entnahme von Knochensubstanz. Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich haben mit einem Schweizer Unternehmen ein poröses Implantat aus Titan entwickelt, das die Bandscheibe ersetzt.
Zwei kleine Quader verwachsen mit den beiden Rückenwirbeln und stabilisieren sie, teilte das Forschungszentrum Jülich am Donnerstag mit. Die Helmholtz-Gemeinschaft und der Stifterverband zeichnen die junge Entwicklung, die schon in der Anwendung ist, am 17. September mit dem mit 50 000 Euro dotierten Schrödinger-Preis aus.
Das Implantat werde nur bei schweren Bandscheibenschäden eingesetzt. Bei dem Eingriff platzieren die Ärzte zwei quaderförmige Implantate horizontal anstelle der defekten Bandscheibe zwischen den Wirbeln. Durch die poröse Oberfläche wächst das Implantat an die benachbarten Wirbel an und sorgt für die notwendige Stabilität. Trotz der hohen Porosität bleibe das Implantat auch unter starker dauerhafter und wiederholter Belastung intakt.
Bisherige Implantate bestünden aus einer Gitterstruktur, die mit knocheneigener Substanz gefüllt werden mussten. Dafür wurde Knochen aus dem Becken des Patienten genommen. Viele Patienten litten nach diesem Eingriff lange unter Schmerzen. Das bleibe ihnen mit dem neuen Implantat erspart.
Die Jülicher Material-Forscher entwickelten ein patentiertes Herstellungsverfahren, um maßgeschneiderte Poren in Werkstoffen zu erzeugen, wie sie etwa bei Hochtemperatur-Brennstoffzellen in der Energietechnik eingesetzt werden. In enger Zusammenarbeit mit der Schweizer Medizintechnikfirma Synthes sei das Verfahren für den Werkstoff Titan und damit für das Implantat optimiert worden.