Überraschendes Zwischenergebnis der großen Studie zur Wirksamkeit der Akupunktur (01.04.2004)

(Quelle: ReKuAc, 03/03/04; Universität des Saarlandes, 12-2003)

Ob die feinen Nadelstiche der Akupunktur tatsächlich gegen Schmerzen wirken, bewerten Ärzte teilweise deutlich anders als ihre Patienten. Und auch die subjektive Einschätzung zur Schmerzlinderung dieser Methode zwischen Männern und Frauen klafft weit auseinander. Dies ergab eine repräsentative Stichprobe bei 1096 Patienten, die derzeit an den gerac-Studien (German Acupuncture Trials) zur Überprüfung der Wirksamkeit der Akupunktur teilnehmen. Danach gab nur 61 Prozent der befragten Patienten an, die Akupunkturbehandlung habe gut gewirkt. Dieser Ansicht waren aber 92 Prozent der behandelnden Ärzte.

In der Stichprobe wurden Patienten telefonisch befragt, die je zehn Akupunktur-Sitzungen gegen Kreuz- bzw. Knieschmerzen durchlaufen hatten. Bei den insgesamt 61 Prozent der Befragten, die die Wirkung als sehr gut oder gut (Noten 1 oder 2 der Schulnotenskala von 1 bis 6) beurteilten, zeigte sich ein deutlicher Geschlechtsunterschied: Zwei Drittel (66 Prozent) der Patientinnen, aber nur knapp die Hälfte der Patienten empfanden die Behandlung als erfolgreich. Fast alle behandelnden Ärzte (92 Prozent) waren allerdings überzeugt, die Akupunktur habe sehr gut oder gut gewirkt. Bei über 85 Prozent der Patienten, die mit dem Ergebnis der Akupunkturbehandlung unzufrieden waren, schätzte der jeweilige Arzt die Therapie als erfolgreich ein.

„Über die tatsächliche Wirksamkeit der Akupunktur sagen weder das Urteil des Arztes noch die subjektive Einschätzung des Patienten etwas Eindeutiges aus“, folgert daraus Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch von der Ruhr-Universität Bochum. Erst der Vergleich der Ergebnisse von traditioneller chinesischer Akupunktur, der so genannten Verum-Akupunktur, einer Akupunktur unwirksamer Punkte (Sham-Akupunktur) und einer schulmedizinischen Therapie werde objektiv zeigen, wie es um die Wirksamkeit der Nadelstiche bestellt ist. „Was dieses Zwischenergebnis allerdings zweifelsfrei zeigt, ist, wie schlecht Ärzte das Schmerzempfinden ihrer Patienten beurteilen können und wie notwendig es ist, Schmerz tatsächlich zu messen“, so der Schmerzforscher. Zuverlässige Ergebnisse lassen jedoch erst die Endergebnisse der randomisiert kontrollierten gerac-Studien erwarten, die ab Mitte 2004 ausgewertet sein werden.