Die Wirbel in Bewegung

Jenaer Neurochirurg setzte Thüringens erste bewegliche Bandscheibe ein

Bandscheibenleiden sind in Deutschland eine Volkskrankheit. Einseitige Belastung und Bewegungsmangel sind die Hauptgründe. Der Facharzt Andreas Schmitz, niedergelassener Neurochirurg aus Jena, hat erstmals in Thüringen ein Operationsverfahren angewandt, bei dem einer Patientin eine bewegliche Bandscheibe eingesetzt wurde.
Im Pflegedienst hat die heute 40-jährige Krankenschwester Evelyn Scholz ihrem Rücken einiges abverlangt. Das Heben von Patienten führte bei ihr über die Jahre zu einer Stauchung der Wirbelsäule. Das Bandscheibenfach war degeneriert und die kleinen Wirbelgelenke saßen nicht mehr normal aufeinander. „Bei den etablierten Verfahren wurde in solchen Fällen ein festes Implantat aus Knochen oder heutzutage aus Titan eingesetzt, um das Bandscheibenfach  wieder aufzudehnen“, erklärt Andreas Schmitz. Nachteil dieser Verfahren war der Verlust der Beweglichkeit in diesem Segment. Als Folge wurde das benachbarte  Bandscheibenfach ebenfalls überlastet und ging zugrunde.

Eine neue Generation von Implantaten setzt auf den Erhalt der Beweglichkeit zwischen den Wirbeln. Das High-tech-Produkt ist etwa 10 bis 14 Millimeter hoch und besteht aus zwei Titanplatten zwischen denen sich eine bewegliche Polyethylenscheibe befindet. Das Verfahren hat sich in der Erprobung bewährt und löst nun weltweit zunehmend  herkömmliche Verfahren in der Behandlung degenerativer Bandscheibenschäden ab.
Die Operation erfolgte am Waldklinikum Gera. Schmitz arbeitete zusammen mit dem Chefarzt  der  Klinik  für Traumatologie Dr. Schuster und dem dortigen Oberarzt für Neurotraumatologie Dr. Dube. Der Zugang erfolgte schonend durch die Bauchdecke. Die Patientin konnte nach wenigen Tagen wieder aufstehen.
„Bei Patienten, die an reinen Rückenschmerzen leiden und bei denen das Bandscheibenfach deutlich höhengemindert ist, stellt dieses Verfahren die Methode der Wahl dar“, sagt Schmitz. Die Operation bei Evelyn Scholz sei problemlos verlaufen. Patientin und Arzt zeigen sich mit dem Ergebnis zufrieden.
Vorteil des neuen Verfahrens sei, dass der Patient wieder voll in das Berufsleben einsteigen und auch Freizeitaktivitäten  wieder nachgehen kann.